Nachtrag erst einmal ohne Bilder!
Obwohl es heute in der Herberge wieder kein WiFi gibt, kommen doch Nachrichten von Zuhause durch und damit auch eine Mail von DSJW (meiner Entsendeorganisation für das Jahr weltwärts) mit allen Informationen zur Visabeantragung. Bis zum 20. Mai muss ich mein Visum in Berlin beantragt haben und abgesehen davon, dass ich erst am 9. Mai wieder in Deutschland bin und ich mich dann ranhalten muss, um alle Dokumente zu bekommen, wird das Jahr in Südafrika plötzlich so greifbar nahe. Wenn ich hier gefragt werde, was ich mit bestandenem Abitur so vorhabe und ich ihnen von meinen Plänen erzähle, kamen mir diese noch so weit weg vor. Gerade hier auf dem Jakobsweg, wo die Planung nicht weiter als bis zum nächsten Mittagessen reicht, ist das „normale“ Leben zuhause unwichtig und unerreichbar. Wenn ich mir dann vorstelle, dass ich schon im August wieder weg bin, schwanke ich zwischen Vorfreude und ein wenig Angst vor dem was kommt. Noch überwiegt allerdings die Vorfreude und das bisschen Unsicherheit gehört eben dazu.
So traf ich schon zwei sehr nette Pilger aus Südafrika, von denen ich gelernt habe Mbekweni auszusprechen. Einmal gehört wie man es richtig betont, klingt es nicht mehr so fremd und ungewohnt und dazu gab es auch gleich ein paar Phrasen im dortigen Dialekt, die ich mir aber unmöglich merken konnte. Mir wurden die vier verschiedenen Klicklaute erklärt und vorgeführt, doch beim Nachahmen konnte sich mein Mund gar nicht in diese Stellungen verrenken, ich probierte es trotzdem und zur Unterhaltung aller anderen Menschen im Raum aus. Dazu werden die Klicklaute in der Mitte der Wörter eingefügt ohne dabei den Redefluss zu unterbrechen und ich musste nach mehreren Versuchen kapitulieren. Laut Projektbeschreibung brauche ich zwar nur Englisch und lerne schnell Afrikaans zu verstehen, aber noch habe ich die Motivation wenigstes etwas Dialekt zu lernen. Vielleicht finde ich ja ein Wort ohne Klicklaut oder alle Versuche werden wie hier in Lachanfällen und mit Sabber enden.
Auf jeden Fall war es fantastisch schon einmal Leute kennenzulernen, die mir von dem Land erzählen konnten, in das ich für EIN Jahr verschwinde. Ich muss das so oft wiederholen, denn noch habe ich es nicht wirklich realisiert. Dafür habe ich schon die Nummer von Hennie, einem Mitpilgerer und Südafrikaner. Im Notfall soll ich ihn einfach anrufen und er würde mir über die Kirchengemeinde, der er angehört Hilfe organisieren. Unglaublich hilfsbereit von ihm mir so etwas anzubieten, nachdem er mich eine halbe Stunde lang kennt. Verloren gehen kann ich jetzt nicht mehr und nachdem ich die zwei getroffen habe, freue ich mich erst recht auf August.
Auch Santiago kommt unaufhörlich näher und feuert uns mit schönem Wetter an. Sahen wir uns gestern noch von Pilgern umzingelt, liefen wir heute bis Casanova fast ohne Wegbegleitung. Lediglich mit zwei Koreaner apielten wir das Überholspiel. Jedesmal wenn wir pausierten, überholten sie uns und umgekehrt. Nach dem dritten Mal wünscht man sich schon ein „See you in a minute“ und muss grinsen, wenn es wirklich so kommt.
Auch unsere gestrige Lektion wurde gelernt und verinnerlicht, sodass wir schon mittags Abendessen und Frühstück miteinkauften und nur ein wenig über die doppelt so schweren Rucksäcke jammerten. Es zahlt sich jedoch aus so viel die paar Kilometer weiterzutragen, denn in diesem Ort gibt es erneut nir eine Herberge und eine Bar. Mir kommt es so vor als hätten wir am Anfang öfter WiFi gehabt und eigentlich dachte ich, dass gerade am Ende des Weges es einfacher wäre Läden und WiFi zu finden. Die leere Herberge und unsere frühe Ankunftszeit nutzten wir dann, um unsere Kleidung zu waschen, uns zu sonnen und wir gehen jetzt früh ins Bett un Schlafmangel auszugleichen. Ohne weitere Beschäftigungsmöglichkeit tut uns das vielleicht auch mal gut und jetzt kommen wir sogar fast frischgewaschen an.